edited by Rudolf Muhr, Richard Schrodt, Peter Wiesinger

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published by Hölder-Pichler-Tempsky (Wien)

September 1, 1995 | 404 pages | ISBN 3-209-01976-2


Table of Contents

pp. IV |


Resolution zur österreichischen Sprachpolitik

Resolution, Österreichisches Deutsch, Sprachpolitik, Österreich | p. 6 |

Resolution der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am wissenschaftlichen Kolloquium “Österreichisches Deutsch” zum “Österreichischen Wörterbuch” und zur österreichischen Sprachpolitik.


Sprachplanung in einer plurizentrischen Sprache: Überlegungen zu einer österreichischen Sprachpolitik aus internationaler Sicht

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Österreichisches Deutsch, Sprachplanung / Austrian German, Language planning | pp. 716 |

In den folgenden Beobachtungen möchte ich zunächst ein paar Punkte aus einem IFK-Werkstattgespräch zum Österreichischen Deutsch im vorigen November kurz zusammenfassen und erweitern, dann einiges zur Sprachplanung sagen, und einige Vorschläge zu einer koordinierten Sprachpolitik machen, die die künftigen internen und externen Funktionen des Österreichischen Deutsch im Mittelpunkt hat. Plurizentrische Sprachen sind grenzübergreifende Sprachen mit konkurrierenden, aber auch interagierenden, nationalen (und gar übernationalen) Standardvarietäten mit verschiedenen Normen, die eine gemeinsame Tradition teilen. Die Bezeichnung will nicht auf territorial fest umrissene „Zentren“ hinweisen, sondern auf Situationen, in denen dieselbe Sprache in verschiedenen identifizierbaren Gesellschaftsentitäten gebraucht wird. Dies ergibt sich aus historischen und soziologisch erklärbaren Prozessen, in denen Gesellschaften mit spezifischen Institutionen entstehen. (Die Traumatisierung des Begriffs „national“ im Deutschen lenkt hier von seiner Nützlichkeit ab).


Traditionen des Österreichischen Deutsch im Schnittpunkt von Staatsräson und Sprachnation. (Vom Reformabsolutismus bis zur Gegenwart)

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Österreichisches Deutsch, Staatsnation, Sprachnation / Austrian German, state nation, ethnic nation | pp. 1737 |

Meine Aufgabe ist hier, die Frage nach dem österreichischen Deutsch in einen allgemeineren kulturhistorischen Kontext zu stellen, der vielleicht etwas über die rein fachlinguistischen Aspekte dieses Problems hinausgeht. Ich sehe Sprache im weitesten Sinne des Wortes in ihrer Funktion als instrumentalem Kommunikationssystem und auch in ihrer Rolle als Mittel der Identifikation und Selbstidentifikation von Individuen und Gesellschaftssystemen. All dieses ist wichtig für die Entwicklung des Nationalismus in der westlichen Welt seit dem Ausgang des Mittelalters, vor allem aber des bewußt artikulierten Sprachnationalismus des 19. Jahrhunderts. Für Literaturhistoriker sind diese Fragen besonders relevant. Sprache ist ja das Rohmaterial für Literatur als Sprachkunst. Sie hat eine pragmatische Kommunikationsfunktion, gleichzeitig aber auch einen entwicklungspsychologisch tief verankerten symbolischen Aussagewert, der ihr eine einzigartige Stellung in der Ausbildung der individuellen Persönlichkeitsstruktur sowie im Verlauf gesellschaftlicher Identifikationsprozesse gibt. Über die einzelnen Aspekte der Sprache gibt es eine reichhaltige Literatur – weniger bekannt und vielfach durch Sprach- und Gedankenregelungen behaftet sind die Wechselwirkungen dieser Sphären innerhalb des deutschen Sprachgebiets, auch wegen der katastrophalen Erfahrungen des offen aggressiven und rassistischen Nationalismus der Nazizeit.


Vom Staat, der keiner war, zur Literatur, die keine ist. Zur Leidensgeschichte der österreichischen Literaturgeschichte.

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Österreichische Literatur, Definition, österreichische Identität, Geschichte Österreichs | pp. 3851 |

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Zwei Anekdoten seien zu Beginn gestattet: Ein Kollege, Deutscher von Geburt, als Ordinarius österreichischer Staatsbürger versieht eine Gastprofessur im Wintersemester 92/ 93 an der Humboldt-Universität; er will sich ein S-Bahn-Ticket kaufen, und der Schalterbeamter fragt ihn: „Neue oder alte Bundesländer? Ost oder West?“ Worauf der so Angesprochene erwidert: „Ich bin Österreicher! „Und darauf der Schalterbeamte, ob schalkhaft oder töricht, bleibe dahingestellt: „Also, neue Bundesländer.“ Wie immer man dies interpretiert, ob als Ernst oder Scherz, ganz wohl wird einem nicht dabei, auch wenn der Gedanke, daß Österreich als neues Bundesland dem vereinten Deutschland eingegliedert werden sollte, kaum jemand ernsthaft kommen würde. Die zweite Anekdote: Ein junge Kritikerin eines bekannten Hamburger Wochenblattes meinte im lockeren Gespräch: Österreichische Literatur heute, das sei irgendetwas, worin immer ein Kuhstall, ein Kalbsstrick und ein Selbstmord vorkomme – obendrein alles sehr katholisch. In einem gewissen Sinne also noch ärger als das, was aus Bayern zu erwarten wäre – in jedem Falle: Rustikales, derbtragisch, mit eindeutigem Duft versehen; Weihrauch als Komplement des Stallgeruchs. Doch nicht dabei wollen wir halten, sondern doch von der österreichischen Literatur sprechen und fragen, welche endlose Kette von Vorurteilen nun zu solchen – gewiß amüsanten, so doch schnellrichterlichen – Urteilen geführt hat. Die Frage, ob es eine österreichischen Literatur gäbe, ist in die Jahre gekommen und damit schäbig geworden; immerhin vermag sie bis heute die Gemüter zu erhitzen, und auch wenn außer Zweifel steht, daß es eine von Österreichern verfaßte Literatur gibt, so werden doch Zweifel an der Berechtigung dieser Fragestellung erhoben; denn es gibt ja eine deutsche Literatur, und in der hat viel Platz. Ein Buch mit dem Titel „Tatsachen über Deutschland“, für das kein Verfasser verantwortlich zeichnet, enthält auch einen Abschnitt über österreichische Literatur, und da liest man unter anderem: „Die Frage, ob ein Autor deutscher Sprache Österreicher, Schweizer oder Deutscher ist, kümmert den Leser wenig. Ein Denkexperiment sei gestattet: Nehmen wir an, man dekretiert in Österreich, daß die Staatssprache von nun ab „österreichisch“ zu heißen habe, eine Sprache, die mit geringen Varianten von der Norm ja auch in Deutschland gesprochen wird, und setzt nun Österreichisch für Deutsch ein: „Die Frage, ob ein Autor österreichischer Sprache Österreicher, Schweizer oder Deutscher ist, kümmert den Leser wenig. Die Dichter, Rainer Maria Rilke, geboren in Prag, und Hugo von Hofmannsthal, geboren in Wien, gehören ebenso zur österreichischen Literatur wie die Erzähler Robert Musil aus Klagenfurt, Thomas Mann aus Lübeck oder Franz Kafka aus Prag. Was wäre ferner die österreichische Literatur ohne die Schweizer Gottfried Keller oder Max Frisch, ohne die Deutschen Bertolt Brecht und Friedrich Schiller? Die Werke aller Autoren sind Beiträge zur österreichischen Literatur.“ Das würde, mit Grund, als unseriös und absurd angesehen; vielleicht sollte auch das, was in dieser immerhin halbamtlichen Broschüre zu lesen ist, die die Literatur aus Österreich zu einer Tatsache über Deutschland macht, ebenso gesehen werden.


Der Sprachbegriff zwischen Grammatik und Pragmatik: Was ist das österreichische Deutsch?

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Österreichisches Deutsch, Definition, Modell / Austrian German, Definition, model | pp. 5258 |

Die Frage nach der Eigenständigkeit des österreichischen Deutsch kann auf mehreren Ebenen gestellt werden, und demnach wird auch der begriffliche Wert dieses Ausdrucks kontrovers beurteilt: Ist das österreichische Deutsch (die Kleinschreibung des Adjektivs soll hier nichts präjudizieren) eine eigenständige Varietät einer Gesamtsprache, die womöglich sogar den Eigennamen ”Österreichisch” verdient, oder ist es ”nur” eine (regionale) ”Abart” einer Gesamtsprache ”Deutsch”, die allein als eine eigenständige Sprache verstanden werden darf?… Dass Niederländisch als eigene Sprache, Plattdeutsch hingegen ”nur” als deutscher Dialekt gilt, mag für den Systemlinguisten unerheblich und kein sinnvolles Forschungsproblem sein: Für die konkreten Sprachteilhaber können aber solche Unterschiede im einzelnen Lebensbezug konstitutiv sein. Daraus folgt, dass für das Problem der Begrifflichkeit von ”Sprache” im Sinn einer Einzelsprache Antworten auf mindestens folgende Fragen gesucht werden müssen: Welche sprachlichen Ausdrücke sind Träger von gruppenspezifischen Konnotationen? Welche sprachlichen Ebenen sind betroffen? •Wie gestaltet sich die diatopische und diastratische Verteilung von Konnotationssystemen? •Wie sind diese Konnotationssysteme historisch zu erklären? Wie kann die Zuordnung von Ausdrucksform und Inhaltsform (im Sinn des Kopenhagener Stratifikationsmodells) im konkreten Fall historisch erklärt werden? Im folgenden sollen nur einige Bemerkungen zum letzen Punkt gemacht werden, soweit sie für das systematische Problem der Begrifflichkeit einer Einzelsprache relevant sind.


Das österreichische Deutsch in der Diskussion

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Österreichisches Deutsch, Definition, Diskussion / Austrian German, definition, discussion | pp. 5974 |

Die Frage nach Struktur, Stellung, Beurteilung und Benennung der deutschen Sprache in Österreich im Verhältnis zur deutschen Sprache in weiteren deutschsprachigen Ländern, insbesondere in Deutschland ist insofern bedeutsam, als Gesellschaft, Sprache und Sprachverhalten engstens miteinander verbunden sind. In der Sprache findet sich nämlich der geistig-kulturelle Niederschlag der Gesellschaft, und diese bestimmt das Sprachverhalten in der Kommunikation, so daß die Sprache ihrerseits wieder zur Identität der Gesellschaft beiträgt. Für das heutige Österreich ist dies dahingehend wesentlich, daß nach der Ersten Republik von 1918 als ein „Staat, den keiner wollte“ und der vorübergehenden Einverleibung in das nationalsozialistische Deutsche Reich zwischen 1938 und 1945 Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg seine staatliche Souveräntität wiedererlangte und sich nun in der Zweiten Republik zunehmend ein österreichisches Nationalbewußtsein bildet und verfestigt, zu dem auch die Sprache beiträgt.


Zur Sprachsituation in Österreich und zum Begriff „Standardsprache“ in plurizentrischen Sprachen. Sprache und Identität in Österreich

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Österreichisches Deutsch, Sprachsituation, Asymmetrie / Austrian German, Language situation, asymmetry | pp. 75109 |

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Sprachsituation in Österreich und versucht davon ausgehend zu zeigen, dass der Begriff der „Standardsprache“ innerhalb von plurizentrischen Sprachen, insbesondere im deutschsprachigen Kontext, einer Neudefinition bedarf. Dies vor allem deshalb, weil das Spannungsverhältnis von österreichischer Identität und deutscher Sprache für viele Österreicher eine verwirrende und ungelöste Situation hervorgebracht hat, die bei der Beurteilung der „Standardsprachlichkeit“ österreichischer Ausdrücke eine entscheidende Rolle spielt. Damit ist nicht nur die Legitimität des österreichischen Deutsch als nationale Standardvariante des Deutschen berührt, sondern auch seine Rolle als Mittel zum Ausdruck nationaler Identität und Selbst-Identifikation. Seit dem Vortrag, der dieser Arbeit zugrunde liegt, ist auch die umfangreiche Arbeit von Ulrich Ammon (1995) „Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz“ zu den nationalen Varianten erschienen. Im folgenden soll auch auf einige der dort vertretenen Standpunkte sowie auf die einiger anderer Autoren eingegangen werden.


Vorschläge zur Typologie nationaler Zentren und nationaler Varianten bei plurinationalen Sprachen – am Beispiel des Deutschen

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pp. 110120 |

Die klare Unterscheidung zwischen den drei Begriffen ‚Staat‘, ‚Sprachgemeinschaft‘ und ‚Nation‘ erscheint mir im vorliegenden Zusammenhang wichtig. Staaten sind juristisch definiert und haben eine bestimmte politische Organisationsform (eigene Regierung und dergleichen); Sprachgemeinschaften sind soziolinguistisch definiert: die Sprecher derselben Muttersprache – wenn man den ideologischen Ballast dieses Ausdrucks scheut: „Erstsprache“, was allerdings nicht genau dasselbe bedeutet. Die Definition von Nationen ist viel unsicherer. Man kann sie als politische Willensgemeinschaften verstehen, als Gruppen von Menschen, die mehrheitlich das Zusammenleben in einem gemeinsamen Staat wünschen. So gesehen waren die frühere BRD und die DDR zwar zwei verschiedene Staaten, gehörten aber zur gleichen Nation. Österreich ist ein eigenständiger Staat und – wie die Volksbefragungen zeigen – eine eigenständige Nation, gehört aber zur selben Sprachgemeinschaft wie Deutschland. Die Schweiz gehört zu verschiedenen Sprachgemeinschaften, bildet aber sowohl einen eigenständigen Staat als auch eine Nation für sich. Ich verzichte auf den Terminus Sprachnation (oder auch Kulturnation), da er politisch verfänglicher ist als der Terminus Sprachgemeinschaft; denn er suggeriert eine politische Zusammengehörigkeit. Ebenso verzichte ich auf den Terminus Staatsnation, da er den Willen zur politischen Zusammengehörigkeit suggeriert; der Terminus Staat ist demgegenüber unproblematischer. Die vielfältigen Abgrenzungsprobleme zwischen diesen Begriffen kann ich hier jedoch nicht diskutieren (vgl. Ammon 1995: 18-34).


Erdäpfelsalat bleibt Erdäpfelsalat. Österreichisches Deutsch und EU-Beitritt.

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Österreichisches Deutsch, EU-Betritt, Lexik / Austrian German, EU accession, lexicon | pp. 121131 |

Der Titel des vorliegenden Beitrags spielt auf die Tatsache an, daß die Frage des österreichischen Deutsch, der österreichischen Besonderheiten bei den EU-Beitrittsverhandlungen eine gewisse Rolle gespielt hat, ja in den Werbekampagnen vor der EU-Abstimmung am 12. Juni 1994 eine doch gewichtige Rolle. So wurde in Tageszeitungen und auf Plakatwänden mit dem Slogan „Erdäpfelsalat bleibt Erdäpfelsalat“ die Volksseele beruhigt, denn es ging damals eben nicht nur die Angst vor obskuren Blutschokoladen und Atomparadeisern um, sondern auch die Befürchtung, die ÖsterreicherInnen würden künftig in der Konditorei nur mehr „Quarktaschen“ statt „Topfengolatschen“ bekommen und im Restaurant „Pfifferlinge mit Klößen“ anstatt „Eierschwammerln mit Knödeln“. Konkretes Resultat dieser sprachenpolitischen Auseinandersetzungen rund um den österreichischen EU-Beitritt war das sogenannte Protokoll Nr. 10, Teil des österreichischen Beitrittsantrags, in dem 23 spezifisch österreichische Ausdrücke aus dem Bereich des Lebensmittelrechts explizit als den bundesdeutschen Bezeichnungen gleichberechtigt EU-primärrechtlich verankert wurden. Das wurde auch von den österreichischen PolitikerInnen als großer Erfolg gefeiert, von den Medien allerdings meist eher ironisch bis zynisch kommentiert. Im folgenden Artikel wird nun dieses Protokoll Nr. 10 und seine sprachenpolitische Bedeutung diskutiert. Dazu werden folgende Punkte erörtert: Die Sprachenpolitik der EU, die Entstehung und Bedeutung des Protokolls Nr. 10, die Kritik an dieser Regelung, die sprachenpolitische Bedeutung dieser Regelung, und abschließend muss natürlich die Frage beantwortet werden, ob denn der Erdäpfelsalat tatsächlich Erdäpfelsalat bleibt, und zwar sowohl was das signifikant betrifft,- also darf man die Bezeichnung auch EU-weit verwenden -, als auch was das signifié betrifft, also ist sozusagen nach wie vor dasselbe drin?


Vorurteile und Meinungen zu einem Auslandsjahr in Österreich aus sprachpädagogischer Sicht.

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Deutsch als plurizentrisches Sprache, DaF-Unterricht in Großbrittannien, Normen, Auslandsaufenthalt / German as a pluricentric language, Teaching German as a foreign language in Great Britain, standards, stay abroad | pp. 132140 |

Der plurizentrische Status der deutschen Sprache hat wichtige praktische Auswirkungen für den Deutschunterricht im Ausland, vor allen an den Hochschulen, da Studenten in diesem Stadium des Spracherwerbs meistens ein Jahr im Ausland verbringen, um ihre Sprachkenntnisse zu vervollkommnen und dadurch auch die bunte Vielfalt der lebendigen deutschen Sprache kennenlernen. Was bisher nur trockene Theorie war, ausschließlich im Klassenzimmer und daher immer unter der Kontrolle des Lehrers vermittelt, wird jetzt aus erster Hand erlebt. Bis zu diesem Zeitpunkt nimmt der bundesdeutsche Standard die zentrale Stelle im DaF-Unterricht ein; … Die primäre sprachliche Anforderung, die an Studenten der Germanistik gestellt wird, ist die korrekte Anwendung der deutschen Sprache. ‘Korrekt’ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur, dass die grammatischen Regeln des Deutschen richtig eingesetzt und die passendsten lexikalischen Formulierungen gewählt werden, sondern auch, dass der Student dazu fähig ist, konsequent das adäquate Register zu benutzen. Diese Fähigkeiten werden dann in Abschlussprüfungen getestet, die meistens solche Aufgaben stellen wie die Übersetzung eines Textausschnittes aus dem Englischen ins Deutsche und die Abfassung eines Aufsatzes auf deutsch. Das passende Register ist fast ausschließlich das des gehobenen schriftlichen Standarddeutschen, wie es u.a. vom Standarddeutschen, wie es vom Duden definiert wird. Genauso wie im Deutschunterricht in den deutschsprachigen Ländern werden dialektale Satzkonstruktionen, Lexeme und Redewendungen als „falsch“ bewertet. Bei den praktischen Schwierigkeiten, die sich also aus dem Auslandsjahr für Studenten und Lehrenden ergeben, handelt es sich um die Unterscheidung zwischen Standardsprache und regionaler Umgangssprache bzw. Dialekt. Die sprachlichen Prüfungen setzen voraus, dass die Studenten in der Lage sind, die sprachlichen Varianten auseinanderzuhalten und nur das ‘richtige’, sprich das standardsprachliche Deutsch zu verwenden. In Fällen, wo der Student das Auslandsjahr in Deutschland verbracht hat, ergeben sich hinsichtlich der Bewertung des sprachlichen Registers keine Probleme, da das Standarddeutsch ja explizit kodifiziert ist. Abweichungen von diesem allgemein gültigen Standard werden negativ bewertet, egal, ob die Abweichungen durch Interferenzen aus der eigenen Sprache oder aus einer nichtstandardsprachlichen Variante des Deutschen stammen. Der Lehrer selber muß nicht wissen, aus welcher Variante abweichende Formen stammen, er muß nur erkennen, daß sie den standarddeutschen Normen nicht entsprechen. Bei den Studenten, die nicht in Deutschland sondern in Österreich oder der Schweiz ihrer Kompetenz erworben haben, ist die Trennung zwischen akzeptablen und nichtakzeptablen Abweichungen vom Standarddeutschen nicht so klar gezogen. Diese Situation ergibt sich aus dem plurizentrischen Status des Deutschen einerseits und dem niedrigen Bekanntheitsgrad der nicht-bundesdeutschen Nationalvarianten andererseits. (Man kann in Hinblick auf das österreichische und das Schweizer Deutsch nicht von Standardsprachen reden, da sie nicht im Sinne einer offiziellen Kodifizierung standardisiert worden sind. Es gibt aber sehr wohl eine österreichische und eine Schweizer Hochsprache, die durch den Kontext der Verwendung definiert sind.


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Der Verlust der Muttersprache – Beobachtungen am ‚Auslandsösterreichischen‘

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Auslandsösterreichisch, Verlust Muttersprache / Austrian language abroad, loss of mother tongue | pp. 141147 |

Im folgenden Erfahrungsbericht geht es um die Anpassungsprozesse an eine anderssprachige Umwelt, denen sich Sprecher zu unterwerfen haben, die von ihrer muttersprachlichen Umgebung räumlich abgeschnitten sind. Meine eigene sprachliche Situation dient dabei als Beobachtungsgrundlage. Sie unterscheidet sich von den in der Kontaktlinguistik vornehmlich untersuchten Situationen dadurch, daß die ‚anderssprachige Umwelt‘ keine fremdsprachige ist, sondern eine dialektal andere. Es handelt sich um die Beschreibung einer Diglossiesituation im Sinne von Fishman (1975: 96).


Wie „bundesdeutsch“ wohnt Österreich? Möbel-Bezeichnungen in Werbekatalogen und im österreichischen Deutsch.

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Österreichisches Deutsch, Lexik, Möbel-Bezeichnungen, Deutschländischer Einfluss / Austrian German, lexis, furniture names, German influence | pp. 148157 |

In der vorliegenden Arbeit wird im theoretischen Kontext des Modells der linguistischen Plurizentrizität, anhand eines kleinen Ausschnitts aus der sprachlichen Realität Österreichs versucht, die Inkongruenz zwischen einem monozentrisch ausgerichteten Standard auf der einen und der österreichischen Variante auf der anderen Seite näher zu untersuchen. Zu diesem Zweck habe ich einige Bezeichnungen und Ausdrücke für Möbel und Einrichtungsgegenstände, die ich in Katalogen, Werbebroschüren und Flugblättern von insgesamt zwölf verschiedenen Einrichtungshäusern und Möbelhändlern im Zeitraum von Oktober 1994 und März 1995 gefunden habe, mit den Ergebnissen einer von mir durchgeführten Umfrage verglichen und so auf ihre Entsprechung hinsichtlich eines als österreichisch empfundenen Sprachgebrauchs empirisch untersucht. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, inwieweit sich bundesdeutsche Möbelbezeichnungen in Österreich ausbreiten bzw. bereits ausgebreitet haben, ohne sich dabei von Einwürfen abhalten zu lassen, die meinen, die Beschäftigung mit dem österreichischen Deutsch gleiche „Sandkastenspiele[n]“ an der Sahne […] Schlagobers- Front“.


Das Österreichische Wörterbuch: Zielsetzungen und Funktionen.

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Österreichisches Wörterbuch, Zielsetzungen, Funktionen / Austrian dictionary, objectives, functions | pp. 158165 |

Das ”Österreichische Wörterbuch” trat 1951 an die Stelle der bis 1938 für die Schulen verbindlichen österreichischen ”Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis”; dieses Buch war zuerst 1879 (ein Jahr vor dem Duden!) unter dem Titel ”Regeln und Wörter-Verzeichnis für die deutsche Rechtschreibung” im k.k. Schulbücher-Verlag in Wien erschienen. Der neue Buchtitel entsprach einem neuen bzw. einem erweiterten Konzept und Anspruch: nicht mehr nur Wörterverzeichnis als ergänzender Belegteil zu einem orthographischen Regelwerk, sondern Wörterbuch der Sonderausprägung des Deutschen in Österreich. Es blieb zwar einerseits ”in erster Linie ein Rechtschreibbuch” (S. 5), aber es wollte zugleich auch ”bis zu einem gewissen Grad [… ein] Stilwörterbuch” sein (S. 7 ), ”ein Wörterbuch der guten, richtigen deutschen Gemeinsprache”, allerdings unter besonderer Berücksichtigung der österreichischen Besonderheiten. Zu diesem Zweck wurden auch ”zahlreiche allgemein verwendete Wörter der österreichischen Umgangssprache und der österreichischen Mundarten” aufgenommen (S. 6 ).


Westösterreich und die Kodifizierung des „österreichischen Deutsch“.

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Westösterreich, Kodifizierung des Österreichischen Deutsch / Western Austria, Codification of „Austrian German“ | pp. 166177 |

Der Begriff „österreichisches Deutsch“ kann auf zweierlei Art definiert werden: entweder als die Gesamtheit aller jener sprachlichen Ausdrucksformen, die Anspruch auf gesamtstaatliche Geltung erheben und die Standardsprache in Österreich von der anderer deutscher Staaten oder Regionen unterscheiden (Schibbolethdefinition) oder als die Gesamtheit der Sprachformen, die (irgendwo) in Österreich zum Standard gehören oder ihm nahe stehen, mit oder ohne Entsprechungen außerhalb Österreichs. Geht man von der zweiten Definition aus – was ich tun möchte – dann müssten nach M. Clyne (1995:60) die Österreicher ihren Anspruch, eine nationale Varietät des Deutschen zu sprechen und zu schreiben, ausdrücklich deklarieren und sie müssten definieren, was Bestandteil dieser Varietät ist – Deklaration des Status also und Definition des Corpus. Die Deklaration des Status steht im öffentlichen Bewusstsein auf etwas wackeligen Beinen. Wie die Arbeit von Moosmüller (1991:23 ff.) gezeigt hat, neigt man vor allem in Ostösterreich dazu, diesen Status in Anspruch zu nehmen – und zwar für eine wienerisch-mittelbairisch geprägte Varietät, wie sie von geübten Sprechern in (halb)offiziellen Situationen zu hören ist. Sehr sicher ist der gestellte Anspruch offenbar nicht Bereich des Wortschatzes existiert eine amtliche Definition des österreichischen Deutsch, das Österreichische Wörterbuch (ÖWB). Dort besteht also die Gelegenheit, die angesprochenen Vermutungen zu überprüfen, und ich will das im folgenden anhand einiger Beispiele auch tun. Ich stütze mich dabei im wesentlichen auf eine Untersuchung zum westösterreichischen Sonderwortschatz, die ich gemeinsam mit einer Kollegin vor etwa 10 Jahren durchgeführt habe (Forer – Moser 1988) und auf die Diplomarbeit eines meiner Schüler, Gregor Retti (1991), der sich in einer Untersuchung mit der Entwicklung, dem Wortbestand und dem Markierungssystem des Österreichischen Wörterbuchs auseinander gesetzt hat. Das Wörterbuch selbst wird nur in seiner letzten Ausgabe herangezogen, die Kontroversen um frühere Ausgaben werden als bekannt vorausgesetzt. Zunächst zum Begriff „Westösterreich“: im Österreichischen Wörterbuch gibt es an arealen Markierungen neben den Bundesländerbezeichnungen und dem arealen Passepartout „landschaftlich“ die recht lakonische Feststellung: „Auf größere Verbreitungsgebiete innerhalb Österreichs weisen die Kennzeichnungen als ‚westösterreichisch‘ bzw. als ‚ostösterreichisch‘ hin“ (1990:37).



Vom Beleg zum Wörterbuchartikel – Lexikographische Probleme zum österreichischen Deutsch.

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Lexikographie, Österreichisches Deutsch, Probleme / Lexicography, Austrian German, Problems | pp. 178196 |

Dieser Beitrag zeigt grundsätzliche Fragen auf und ist zugleich Erfahrungsbericht. Wie der Titel anzeigt, gehe ich davon aus, dass lexikographische Arbeit auf der Basis eines Belegkorpus erfolgt. Dabei ist zu klären, wie das Korpus erstellt und wie damit gearbeitet wird. Der vorrangige Zweck des Korpus ist in meinem konkreten Fall die Materialbasis für eine Neubearbeitung des Wörterbuches ”Wie sagt man in Österreich?”, das im Dudenverlag erstmals 1969, in einer 2., neu bearbeiteten Auflage 1980 erschienen ist. Das Material dient aber auch der Behandlung der Austriazismen in anderen Duden-Wörterbüchern. Die Essenz davon bildet die Basis für die Österreich-Eintragungen im Rechtschreibduden, die ich dem österreichischen Dudenausschuss zu Aufnahme vorschlage. Außerdem leistete die Kartei gute Dienste bei der Erstellung der Wortliste für die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Vorbild für die Materialsammlung ist die Belegkartei der Dudenredaktion, die ich in meinen ”Lehrjahren” in der Dudenredaktion kennengelernt habe. Diese Kartei ist neben der Kartei der Berliner Akademie der Wissenschaft, die für das ”Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache” von Klappenbach/Steinitz angelegt wurde, das einzige deutschsprachige Belegkorpus, das nicht einfach Wörter und ihr Vorkommen registriert, sondern auf Wortverwendung und Wortbedeutung eingeht.


Grammatische und pragmatische Merkmale des österreichischen Deutsch.

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Österreichisches Deutsch, Merkmale, Grammatik, Pragmatik / Austrian German, Features, Grammar, Pragmatics | pp. 208234 |

In Publikationen, die Aussagen zu den linguistischen Merkmalen des ÖD machen, findet sich meistens der Hinweis, dass es in Bezug auf die Grammatik nur sehr wenige Unterschiede zum Bundesdeutschen gibt. In der Regel wird auf die Perfektbildung mit sein der Verben liegen, sitzen und stehen und auf einige wenige andere Punkte verwiesen. Mich interessierte die Frage, auf welcher theoretischen und empirischen Basis diese Aussagen zustande kamen und ob es tatsächlich nur so wenige Unterschiede in diesem Bereich gibt. Darüber hinaus möchte ich auch auf einige grundsätzliche Probleme der Beschreibung plurizentrischer Sprachen eingehen, um dann einen kurzen Überblick über bisher bekannte und bisher noch nicht bekannte grammatische Merkmale des ÖD zu präsentieren, ohne jedoch den Anspruch der Vollständigkeit zu erheben. Im zweiten Teil der Arbeit sollen dann auch einige wichtige pragmatische Merkmale des ÖD vorgestellt werden. Das Vorhandensein solcher Unterschiede wurde immer wieder angedeutet, sodass es sinnvoll schien, auch dieser Frage nachzugehen. Erste Teilergebnisse liegen in drei meiner Publikationen (Muhr, 1987f, 1993, 1994) vor. Allerdings kann nur ein erster Überblick über die wichtigsten Punkte der beiden Bereiche gegeben werden, eine auch nur annähernde Vollständigkeit zu erreichen, ist derzeit nicht möglich.


Österreichische Standardaussprache: Vorurteile und Schibboleths.

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Österreichische Standardaussprache, Vorurteile, Schibboleths / Austrian standard pronunciation, prejudices, shibboleths | pp. 236247 |

Zur österreichischen Aussprache gibt es viele Meinungen, aber nur relativ wenig Empirie – neben Luick (1923) sind aus in jüngerer Zeit vor allem die Arbeiten von Sylvia Moosmüller und meine Beiträge zu erwähnen; das österreichische Beiblatt zum Siebs ist wohl kaum unter die empirisch fundierten Beiträge zu rechnen. Es gibt allerdings viele Ansichten darüber, an welchen kennzeichnenden Merkmalen (Schibboleths) man österreichische Sprecher erkennt. Manche dieser vermeintlichen Schibboleths stellen sich als Fehl- oder Vorurteile heraus. Manche Vorurteile über das österreichische Deutsch erweisen sich dagegen – zumindest teilweise – als stimmig. (Vorurteile sind ja nicht unbedingt falsch; sie sind lediglich auf verkürztem Weg gewonnen.) Von den verschiedenen „Meinungen“ zur Aussprache des österreichisches Deutsch (ÖD) und ihrer Deckung in der Realität bzw. Empirie handelt dieser Beitrag. Ein Grund, warum es zwar viele Meinungen, aber so wenig Empirie über die Aussprache des ÖD gibt, ist, dass das ÖD immer, in jeder Situation, in verschiedenen Registern auftreten kann. Die Wahl des sprachlichen Registers ist in Österreich nicht allein durch die Kommunikationssituation bestimmt; umgekehrt kann also eine Situation in Österreich nicht durch die Wahl des Registers beschrieben werden. In jeder Situation kann aus stilistischen, rhetorischen, ästhetischen, also jedenfalls pragmatischen Gründen das Register mehrfach gewechselt werden – intentional bei routinierten/ kompetenten Sprechern, akzidentell bei unroutinierten bzw. in Bezug auf den Standard weniger kompetenten Sprechern.


Überlegungen zur Standardaussprache in Österreich.

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Standardaussprache in Österreich, Überlegungen / Standard pronunciation in Austria, considerations | pp. 250268 |

Die folgenden Überlegungen zur Standardaussprache in Österreich gehen von der Annahme aus, dass das österreichische Deutsch generell als eine nationale Varietät der deutschen Sprache gewertet werden kann. Dieser Varietätenstatus läßt sich in der Morphologie, in der Aussprache und in vielen Bereichen der Syntax und der Pragmatik nachweisen. Was die Aussprache angeht, ist die österreichische Varietät durch eigenständige phonematische bzw. phonetische Realisierungen des im großen und ganzen einheitlichen, deutschen Phonemsystems gekennzeichnet, die als österreichische Gebrauchsnormen sich erheblich von den präskriptiven Normen Siebsscher Prägung abheben. Meine Überlegungen bauen auf den Diskussionen und den Ergebnissen der österreichischen Sprachwissenschaft der letzten 25 Jahre auf und reflektieren – ohne sie hier einzeln behandeln zu können – sowohl die Erkenntnisse in Bezug auf die Erfassung des sprachlichen Kontinuums im österreichischen Deutsch (d.h. die variierenden, situativen Register der lautlichen Realisierung) als auch die Unterschiede in der Bewertung der Ausspracheformen als Gebrauchsnormen und/oder Zielnormen. Ich begnüge mich mit einem Hinweis auf die Arbeiten von Ingo Reiffenstein, Peter Wiesinger, Hans Moser, Rudolf Muhr, Sylvia Moosmüller, Günter Lipold, Hermann Scheuringer, Franz Patocka, Michael Bürkle und dem Kreis um Wolfgang Dressler.


Die Sprecherschulung im ORF.

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Sprecherschulung, Österreichischer Rundfunk / radio announcer training, austrian Broadcasting corporation | pp. 270279 |

Ich bin zu dieser Tagung eingeladen worden, weil die Veranstalter aus naheliegenden Gründen der Meinung waren, der Österreichische Rundfunk hätte eine sehr wichtige Funktion im Zusammenhang mit dem „österreichischen Deutsch“, wenn es überhaupt einen solchen Begriff gäbe. Da ich als Chefsprecherin für die Sprechausbildung im ORF zuständig bin, wäre es interessant, Sprachnormen, die dort den Sprechern in meinem Auftrag vermittelt würden, näher unter die Lupe zu nehmen. Ich habe zugesagt, aber ich verhehle nicht: mit etwas gemischten Gefühlen. Als Angehöriger eines Mediums hat man sich daran gewöhnt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit und zu jeder Sachfrage einen Teil der allgemeinen „Medienschelte“ abzubekommen. Außerdem kann ein Massenmedium es halt einfach – auch bei der Sprache – nicht allen rechtmachen. Und auch aus etlichen Wortmeldungen bei dieser Tagung wurde klar: Jeder findet in der Sprache von Rundfunk und Fernsehen sein sprachliches Interessensgebiet manifestiert und zwar meistens in Negativbeispielen. Diesen Umstand zu beklagen, hieße, von der Sache nichts zu verstehen, denn Sprache teilt im allgemeinen das Schicksal aller guten dienstbaren Geister: man nimmt sie nur wahr, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Und es gibt natürlich im ORF-Alltag immer wieder genug sprachliche Abweichungen, Fehler: größere, kleinere, punktuelle aber auch tendenzielle, diesem Umstand verdanke ich ja auch meine Funktion, und die lautet: bei den ORF-Mitarbeitern am Mikrofon und vor der Kamera für möglichst korrekte Sprache zu sorgen. Aber da drängt sich sofort die Frage auf : korrekte Sprache, bitteschön, was ist das?


Überlegungen zu einer österreichischen Standardlautung des Deutschen.

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Österreichisches Deutsch, Standardaussprache, Überlegungen / Austrian German, standard pronunciation, considerations | pp. 281286 |

Auszugehen wäre von den einzelnen regionalen Leseaussprachen als den Ergebnissen des Verlautlichens (Phonisierens) schriftsprachlicher Wortgestalten. Die theoretische Stellung von „Leseaussprache“ gegenüber „Dialekt“ und „Umgangssprache“ einerseits, „Standardlautung“ andrerseits lässt sich wie folgt kennzeichnen: Einiges aus dem Lautstand der Basisdialekte findet sich gefiltert im Lautstand der Verkehrsdialekte; dieser wiederum ist teilweise in den Lautstand der Umgangssprachen eingegangen. Und die umgangssprachliche Lautung, angewendet auf Formen der geschriebenen Standardsprache, bildet eine wesentliche Komponente der Leseaussprachen. Demzufolge sind österreichische Leseaussprachen den einzelnen Verkehrsräumen Österreichs zugeordnet. Dabei kann das donauösterreichische Areal als eine Einheit gesehen werden: Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und das nördliche Burgenland. Besondere Eigenständigkeit kennzeichnet Vorarlberg, Tirol und Kärnten. Eine aus österreichischen Leseaussprachen integrierte Standardlautung Österreichs wäre ein Gegenstück zu der Standardlautung mittel- und norddeutscher Prägung, wie sie den bisher vorliegenden Aussprachewörterbüchern des Deutschen zu entnehmen ist


Die deutsche Standardsprache in Südtirol.

by ,

Südtiroler Deutsch, Standardsprache / South Tyrolean German, standard language | pp. 288305 |

Sprachforschung wird in Südtirol, wo es keine eigenen universitären Strukturen gibt, in erster Linie mit didaktischen Zielsetzungen verbunden und vorwiegend unter dem Aspekt der Erforschung des Sprachgebrauchs vorangetrieben. Dies gilt auch für die folgenden Ausführungen: Wir legen das Thema breiter an, als es das Sektionsthema erwarten lässt und versuchen die Standardsprache in Südtirol auf dem Hintergrund von soziolinguistischen und didaktischen Fragestellungen und auch mit Blick auf die gegebene Mehrsprachigkeit zu beschreiben. Dass es sich dabei nur um „Fenster“ handeln kann, die geöffnet werden, mögen die Leser und Leserinnen beherzigen. Franz Lanthaler geht in Teil 1 auf die Sprachsituation ein, er führt von einer kritischen Sichtung der Forschungsrezeption der letzten zwanzig Jahre ausgehend hin zu sich abzeichnenden Tendenzen im Bereich des Wortschatzes und der Aussprache. Annemarie Saxalber schwenkt in Teil 2 den Blick deutlich auf die Schule, um deren Verständnis von Standardsprache und Sprachkompetenz zu beleuchten. 1. Italienisches Deutsch in Südtirol? Die Arbeit von G. Riedmann (Riedmann 1972) hat die Diskussion um die deutsche Sprache in Südtirol ausgelöst und sie lange Zeit bestimmt. Kramer (Kramer 1981) u. Tyroller zitieren ihn einfach oder übernehmen seine Hypothesen, die öffentliche Diskussion in Südtirol ist zwei Jahrzehnte lang auf dieser Schiene abgelaufen. Riedmanns Hauptthesen: •Südtiroler tun sich schwer mit der Hochsprache; Die Südtiroler Umgangssprache könne keinen Ausgleich bilden, weil sie „nicht zeitnahe“ sei; Das Italienische sei der bestimmende Faktor: eine sehr große Anzahl von Interferenzen im Lexikon, aber auch in Phonologie, Schreibung, Syntax, im rhetorischen Bereich. Wenn man Riedmann liest, könnte man sich im ersten Moment fragen: Wer kann nördlich des Brenners so ein Kauderwelsch überhaupt noch verstehen? Unsere Frage wird jedoch lauten: Wie konnte es zu dieser Einschätzung kommen? .


Bavarismen. Das Bayerische Deutsch.

Bayerisches Deutsch, Bavarismen / Bavarian German, Bavarisms | pp. 306312 |

Dieser Bericht soll als Vergleichsgrundlage für die Beschäftigung mit dem österreichischen Deutsch die Besonderheiten der regionalen Schriftsprache in einem anderen deutschsprachigen Land vorstellen, nämlich in Österreichs Nachbarland Bayern. Auf zwischenstaatlicher Ebene steht nun nach dem „plurizentrischen“ Normmodell von Michael Clyne (1984) außer Frage, dass in einzelnen deutschsprachigen Staaten, insbesondere in Österreich, der Schweiz und Deutschland, eigene Staatsvarianten der deutschen Standardsprache nachzuweisen sind. Aber die Norm ist auch innerhalb dieser Gebilde nicht einheitlich. Es kann also nicht überraschen, daß auch innerhalb der Bundesrepublik Deutschland die Standardsprache kein streng normiertes und einheitliches Gebilde ist. Einzelne Regionen Deutschlands haben nicht nur ihre Dialekte, sondern auch regional geprägte Varianten der Standardsprache. So auch Bayern, wie Löffler (1994:150) vorsichtig anerkennt: „Ja selbst eine bayerische Variante des Hochdeutschen scheint es zu geben, auch wenn sie innerbayerisch kaum bewußt ist und von außen vielfach bezweifelt wird“. Regionale Normvarianten gibt es wohl keineswegs nur im Freistaat Bayern; aber in Bayern ist man sich dessen mit Sicherheit am stärksten bewußt. Hier bekommt die regionale Variante der Schriftsprache in einigen Kreisen direkt eine identitätserhaltende Funktion zugeschrieben: als Kampfmittel gegen „sprachliche Überfremdung“ oder gar „Borussifizierung“, wie es Bekh (1983:14) in seinem „Handbuch der bayerischen Hochsprache“ ausdrückt. Es gibt eine bairische Variante der Standardsprache. Entgegen der zitierten Auffassung von Löffler gibt es in Bayern durchaus ein gewisses Bewußtsein für diese eigene Variante; zugestandenermaßen ist dieses Bewußtsein nicht besonders stark ausgeprägt.


Zum gegenseitigen Einfluß des österreichischen Deutsch und des Slowakischen.

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Österreichisches Deutsch, Slowakisch, Entlehnungen / Austrian German, Slovak, borrowings | pp. 314323 |

Meinen Ausführungen zum angegebenen Thema sollen zwei Präzisierungen vorausgeschickt und im folgenden kurz begründet werden. 1. Es ist nicht das Ziel dieses Beitrages, die österreichischen Bestandteile im Slowakischen genau aufzulisten bzw. diese geographisch und soziologisch einzuordnen – bei der Behandlung des Themas wird vom breiteren Kontext der slowakischen-deutschen Sprachkontakte ausgegangen und erst vor deren Hintergrund versucht, auf den Einfluss der österreichischen bzw. der bairisch-österreichischen Gebiete hinzuweisen. 2. Im Mittelpunkt meiner Ausführungen steht die Beeinflussung des Slowakischen und dessen Mundarten (Maa.) durch das Deutsche, die umgekehrte Einwirkung wurde außer Acht gelassen. Anmerkung: Der Begriff „Slowakisch“ steht überdachend sowohl für die Schriftsprache als auch für deren Mundarten, während unter der Bezeichnung „deutsch“ zusammenfassend vor allem die (auch in der heutigen Slowakei historisch wie gegenwärtig gesprochenen) deutschen Mundarten zu verstehen sind. Ähnlich wird die Bezeichnung „Deutsche“ für alle Sprecher dieser Mundarten verwendet, die verschiedene Sprachlandschaften der zentralen Gebiete des Deutschen, also auch den geschlossenen österreichischen Raum, repräsentieren. Dementsprechend werden unter „Germanismen“ sowohl Deutschlandismen als auch Austriazismen verstanden.


Der gegenseitige Einfluß des Tschechischen und des österreichischen Deutsch in näherer Geschichte und Gegenwart.

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Tschechische Sprache, Österreichisches Deutsch, gegenseitige Einflüsse, Geschichte und Gegenwart / Czech language, Austrian German, mutal influences, history and present | pp. 328353 |

Das langjährige Zusammenleben der Tschechen mit den Österreichern in der multinationalen habsburgischen Monarchie beeinflusste ohne Zweifel in vielen Hinsichten die Gewohnheiten beider Völker. Als Beweis dafür kann die Sprache dienen, denn die Sprache, und hier besonders der Wortschatz, spiegelt die Lebensrealität wider. Die gegenseitige Beeinflussung beider Sprachen begann bereits mit den ersten Handelsbeziehungen beider Völker.


Das österreichische Deutsch in Zagreb und Osijek – Zur Geschichte der deutschen Sprache in Kroatien.

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Österreichisches Deutsch, Geschichte in Kroatien, Zagreb, Ossijek / Austrian German, History in Croatia, Zagreb, Ossijek | pp. 355373 |

Kontakte zwischen Österreich und Kroatien als Kontakte zwischen der österreichischen deutschen Sprache und der kroatischen Sprache sind nur eine kontinuierliche Fortsetzung der Beziehungen aus der vorgeschichtlichen Zeit der noch ungeteilten Sprachfamilien der Germanen und der Slawen, später dann der nach Sprache und geographischer Ausbreitung erkennbaren Ost-, Nord- und Westgermanen, dann der Goten und der altdeutschen Stämme mit bereits getrennten Ost-, West- und Südslawen bis hin zu Kontakten zwischen verschiedenen slawischen Sprachgemeinschaften und verschiedenen deutschsprachigen Stämmen. All das hinterließ Spuren in zahlreichen historischen Schichten der Lehnwörter, mehr in den slawischen Sprachen aus dem Germanischen, weniger Slawisches in den germanischen Sprachen. Die Entlehnung ist immer ein Geben und Nehmen, eine höher stehende (mächtigere) Zivilisation gibt mit den Gegenständen der allgemeinen Kultur und Zivilisation auch die dazugehörigen Namen. Neben den Wörtern der Profankultur werden aber auch abstrakte Begriffe der Geisteskultur übermittelt. Deshalb darf der deutsche Einfluss auf Kroatien, und das bedeutet vor allem der Einfluss Österreichs, mit dem wir eine lange gemeinsame Geschichte teilen, nicht nur als grobe und unbarmherzige Germanisierung interpretiert werden, wie dies bis in die neueste Zeit üblich war.


Die Übernahme von Lehnwörtern aus dem österreichischen-deutschen Sprachraum im kajkawischen Dialekt von Hrvatsko Zagorje (Kroatien).

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Österreichische und deutsche Lehnwörter, kroatische Dialekte / Austrian and German loanwords, Croatian dialects | pp. 374379 |

Der vorliegende Artikel versteht sich als Bestandteil einer Lehnwortforschung, die sich aufgrund von konkreten Untersuchungen in einem klar umgrenzten Raum (hier: das Gebiet von Hrvatsko zagorje, bzw. die Gemeinde Krapina1) mit dem hier aktuell vorhandenen Lehnwortschatz auseinandersetzt. Dieser Arbeit liegt eine in dem genannten Gebiet durchgeführte Untersuchung zugrunde, die ich vor zwei Jahren mit 32 ZagorijanerInnen aus unterschiedlichen Alters- und Bildungsgruppen durchgeführt habe und auf deren Grundlage eine Liste mit etwa 1000 aus dem österreichisch/deutschen Sprachraum stammenden Lehnwörtern zusammengestellt werden konnte. Diese Arbeit beschäftigt sich insbesondere mit den unterschiedlichen Formen der phonetischen, morphologischen und semantischen Anpassung des Lehnwortbestandes an den kajkawischen Dialekt.


Sachregister

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Sachregister / Subject index | pp. 380402 |

Das Sachregister enthält alle relevanten Stichwörter der Beiträge des Sammelbandes.


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Wortregister des Sammelbandes, nationale/regionale Varianten / Word index of anthology, national/regional variants |

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Der folgende Index verzeichnet die in den Beiträgen angeführten sprachlichen Ausdrücke zu den einzelnen nationalen und regionalen Varianten/Varietäten. Die österreichischen Ausdrücke stehen jeweils an erster, die bundesdeutschen/schweizerischen etc. an nachfolgender Stelle. Die österreichischen Ausdrücke sind unmarkiert. Die Markierung „öst.“ wird nur dort angeführt, wenn ein Ausdruck auch in anderen Regionen des dt. Sprachraums außerhalb Österreichs vorkommt. Das Tildenzeichen [ ~ ] hat hier die Bedeutung „entspricht“ (Ausdruck A ~ Ausdruck B). Die Zeichen [ > ] [ < ] bedeuten wie sonst in der Linguistik üblich „wurde zu“ bzw. „wurde aus/von“. Bei manchen Ausdrücken ist das Doppelzeichen [<>] angeführt, wenn der Ausdruck z.B. im österreichischen Deutsch oder im Tschechischen vorkommt, aber aus einer anderen Sprache als diesen beiden entlehnt wurde. In Klammern gesetzte Ausdrücke sind Bedeutungserläuterungen. Sofern Ausdrücke auch in Nachbarsprachen vorkommen, wurden diese unter dem österreichischen Stichwort angeführt, stehen aber noch einmal gesondert in der alphabetischen Liste.